Einmal im Jahr in Erinnerungen schwelgen. Einmal im Jahr Freunde wiedersehen. Einmal im Jahr sich irgendwie immer noch zu Hause fühlen. Und das nach so vielen Jahren. Bei dem einen sind es einige Jahre, bei dem anderen sind es mehr. Bei manchen übersteigt liegt das Jahr ihres Amtsantritts in ihrer Funktion im WTB sogar vor meiner Geburt. Und ich bin ja auch schon lange dabei.
Das jährliche Ehemaligentreffen der Mitglieder des WTB-Hauptausschusses ist eine wirklich einzigartige Veranstaltung, in der sonst so bunten Sportlandschaft der BRD. Mir ist kein anderer Verband bekannt, der sich nach so vielen Jahren seinen Mitarbeitern noch verbunden fühlt.
Ja, dies hat etwas von Turnfamilie und es ist auch "gut" so. "Gut" zu wissen, dass man nicht vergessen ist, "gut" zu wissen, dass MEIN Verband sich dieser sozialen Aufgabe stellt. "Gut" zu wissen, dass ich meine Freizeit damals im "richtigen" Verband geopfert habe.
Nein, "geopfert" ist das falsche Wort. Als die Mitglieder des diesjährigen Treffens im Burghof die Abendsonne genossen, wurde in den Gesprächen immer wieder betont, wie viel die Zeit beim WTB uns allen gegeben hat. Nicht nur fachlich habe ich hier die Fundamente für meine Studium und meinen anschließenden Beruf gefunden. Auch das richtige Menschenbild habe ich aus der Turnfamilie mitgenommen.
Das solch tiefgreifende Gespräche mit einem hungrigen Magen quittiert werden, war dem Vorstand des Karl-Drewer-Hilfswerk natürlich klar und es wartet im Kaminzimmer eine Abendbuffet auf die Teilnehmer.
Bevor es zum kulturellen Höhepunkt des Abends kam, nahm sich die Vorsitzende des Turnerhilfswerks, Gerda Ottner, die Zeit, gemeinsame Erlebnisse und Anekdötchen zu den Anwesenden hervorzukramen. Wer Gerda kennt, weiß, wie groß ihr Erlebnisschatz ist ,aber es verblüffte doch alle, dass sie allen Teilnehmern etwas zu sagen hatte.
Beeindruckend, hier mit einer erlesenen Auswahl "deutscher Sportgeschichte" den Abend genießen zu dürfen.
Das Rahmenprogramm entführte dann alle in das Berlin der 20ger Jahre. Über Heinrich Zille führte das Programm dann zu den Chansons der Claire Waldorff, die in beeindruckender Art von Gabriele Strobel-Völker vorgetragen wurden. Ein tolles Programm, kurzweilig und verführend.
Erfreulich ist der Trend, dass immer mehr Teilnehmer die Einladung zum Übernachten angenommen hatten, um den restlichen Abend voll genießen zu können.
Schade ist hingegen, dass der Kreis sich kaum auf die Amtsträger der jüngeren WTB-Geschichte ausweitet. Sicherlich ist ein Termin in der Woche für manchen Berufstätigen schwer zu realisieren. Aber älter wird man bekanntlich von selbst.
Allerdings ist es dem Turnerhilfswerk nicht möglich, Mitglieder immer und immer fortlaufend anzuschreiben, wenn einige Jahre lang (3!) keine Reaktion auf die Einladung erfolgt. Den Organisatoren reicht hier schon eine Absage, um zu registrieren, dass der Wunsch der Verbundenheit zum WTB auch weiterhin da ist.
Das Karl-Drewer-Hilfswerk ist eine wertvolle Einrichtung, die sich nicht nur zum Ziel gemacht hat, Turner in Not zu helfen, sondern auch diese schönen Aufgaben am Leben zu halten, die ein großer Verband wie dem WTB vielleicht im Eifer von Leistungssport und permanenten sportpolitischen Herausforderungen aus dem Auge verlieren könnte. Vielen Dank!
Frank Trendelkamp